Die Einrichtung des Humboldt Forums im neu errichteten Berliner Schloss hat die Debatte um die Rückgabe von Kulturgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland befeuert. Längere Erfahrungen bestehen bereits mit Rückgabeverfahren von Kulturgütern, die im Nationalsozialismus aus jüdischem Besitz geraubt wurden. In beiden Fällen sind grundsätzliche Reflexionen auf das ethische und politische Selbstverständnis von Staaten und Gesellschaften berührt. Die Diskussion soll Begriffe von Unrecht und Verantwortung, von Schuld und Wiedergutmachtung in historischen Kontexten beleuchten und danach fragen, ob Erfahrungen mit der Restitution von NS-Raubkunst für die postkoloniale Aufarbeitung der Herkunft von Kulturgütern von Nutzen sind oder eher in die Irre führen.
Prof. Dr. Raphael Gross ist Präsident des Deutschen Historischen Museums und seit 2016 Mitglied in der sog. Limbach-Kommission zur Rückgabe von NS-Raubkunst. Zuvor leitete er das Londoner Leo Baeck Institut, das Fritz Bauer Institut und das Jüdische Museum in Frankfurt am Main.
Prof. Dr. Michael Schefzczyk hat die Professur für Praktische Philosophie am Karlsruher Institut für Technologie inne. Er hat in seiner umfangreichen Studie „Verantwortung für historisches Unrecht: eine philosophische Untersuchung“ (De Gruyter 2012) differenzierte Überlegungen zu historischem Unrecht und der Verantwortung von Individuen und Kollektiven vorgelegt.