Poesie als Essenz des Universums. Zu Whiteheads Deutung Gottes als Dichter der Welt

In seinem öffentlichen Vortrag setzt sich Stascha Rohmer mit Gedanken des Philosophen und Mathematikers Alfred North Whitehead (1861-1947) auseinander.

Whitehead hat den Gegenstand seiner spekulativen Kosmologie als „Art of Life“ bezeichnet und damit zugleich eine Erweiterung unseres Natur- und Kunstbegriffes eingefordert. Subjektivität und Empfindungsvermögen sind in dieser pan-psychistisch geprägten Naturphilosophie und Ästhetik nicht allein dem Menschen oder den höher entwickelten Tieren vorbehalten. Sie sind vielmehr Grundformen einer Natur, die als schöpferischer Prozess in all ihren Bereichen auf Selbstentfaltung, auf Steigerung von Wert- und Erfahrungsintensität ausgerichtet ist. Denn das Universum muss aus Whiteheads Sicht als teleologischer Prozess aufgefasst werden, der auf die Hervorbringung von Schönheit abzielt. Ähnlich, wie schon in der Monadologie Leibnizens, impliziert diese Hervorbringung von Schönheit sowie die Intensivierung der Erfahrung eine harmonische Abstimmung aller individuellen Wirklichkeiten aufeinander. Hier kommt Gott als Dichter der Welt ins Spiel, der eine physische Welt nach ästhetischen Grundsätzen zur Vervollständigung seiner eigenen Selbsterfahrung schafft.