Es soll die Frage verhandelt werden, ob und wie die Kirchen in der Öffentlichkeit vorkommen und zu politischen und gesellschaftlichen Fragen Position beziehen sollen. Eine stärkere Zurückhaltung im Sinne der „Religion als Privatsache“ wird nicht nur im Hinblick auf eine religiös pluralere und durch abnehmende Kirchenbindung geprägte Gesellschaft gefordert. Sie wird auch von jenen geäußert, die als aktive Kirchenmitglieder bei bestimmten Themen nicht mit den Positionen kirchlicher Repräsentanten in der Öffentlichkeit einverstanden sind, etwa in der Asyl- und Migrationspolitik, der Klimaschutzpolitik oder bei bioethischen Fragen wie Abtreibung oder assistiertem Suizid.
Was den einen die Anknüpfung an die Tradition prophetischer Rede in der Nachfolge Jesu ist, erscheint den anderen als illegitime Aufladung eigener politischer Ansichten mit dem Nimbus geistlicher Inspiration. Es stellt sich auch die Frage, wer überhaupt als „kirchliche Stimme“ öffentlich wahrgenommen wird, wie viel Pluralität oder Dissonanz die Kirchenmitglieder untereinander selbst auszuhalten bereit sind und was in Zeiten massiver Kritik an (kirchlichen) Institutionen von der zukünftigen öffentlichen Rolle der christlichen Kirchen zu erwarten sein wird.
Die Veranstaltung ist der öffentliche Teil der jährlichen Fachtagung „Berliner Werkstattgespräch“ der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Sozialethikerinnen und Sozialethiker an deutschsprachigen Hochschulen. Die Tagung vom 19.-21. Februar befasst sich mit dem Thema „Christliche Sozialethik und Politische Theologien“.