
Das Internet stellt ein paradigmatisches Beispiel einer virtuellen Allmende (Elinor Ostrom, Yochai Benklerdar) dar: Es existiert nicht etwa als vorgegebene Infrastruktur, sondern verdankt sich vielmehr der aktiven Mitwirkung all jener, die es nutzen und weiterentwickeln. Von zentraler Bedeutung ist zudem die Tatsache, dass das Internet keinem einzelnen Akteur gehört. Gleichwohl lässt sich gegenwärtig eine zunehmende Aneignung des Netzes durch eine kleine Zahl marktbeherrschender Unternehmen beobachten. So verändert sich auch der Charakter des Internet weg von einer virtuellen Allmende, auf der kommerzielle, zivilgesellschaftliche oder private Akteure auf gleicher Augenhöhe miteinander interagieren, hin zu einem von kapitalistisch motivierten Einzelakteuren dominierte, beinahe „neofeudalistischen Marktplatz“ (Tillmann/Santarius).
Angesichts dieser Entwicklung wird verstärkt die Forderung laut, das Internet in seinem ursprünglichen Charakter als Commons wiederherzustellen. Im Zentrum steht das Ziel, den Nutzern eine tatsächliche Entscheidungsfreiheit darüber zukommen zu lassen, welche Informations-, Dienstleistungs- und Produktangebote sie in Anspruch nehmen oder selbst einbringen möchten. Wie können digitale Commons gestärkt werden, damit sie im Internet von der Ausnahme zur Regel werden könnten? Welche Wege müssen digitalen Transformationsstrategien beschreiten, um ein gemeinwohlorientiertes Internet anzustreben? Welchen Stellenwert haben Forderungen nach „digitaler Souveränität“, „Public Digital Infrastructure“ oder „digitale Grundversorgung“ in diesem Zusammenhang? Wie ist mit der Herausforderung umzugehen, dass technische Infrastruktur und Zugang– Server, Netzwerke und Plattformen – oft privatwirtschaftlich kontrolliert sind und somit kommerzielle Logiken viele Investitionen, Innovationen sowie Zugangsformen und Nutzungsmöglichkeiten bestimmen?
Podiumsgäste:
Die Veranstaltung ist der öffentliche Teil des Berliner Werkstattgesprächs 2026 der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik“ an den deutschsprachigen Hochschulen, die ihre diesjährige Fachtagung dem Thema „Sozialethik der Gemeingüter“ widmen.

