Auch säkular formulierte politische Projekte können mit gewaltigen religiösen Energien aufgeladen sein. Das hat das 20. Jahrhundert eindrücklich demonstriert. Das Ineinander von Politik und Religion ist manchmal augenfällig, manchmal kompliziert und verdeckt. Das Jahr 1968 steht für eine vielgestaltige politische Bewegung, die fünfzig Jahre später noch immer (oder jetzt erst recht) Anlass zu hitzigen Deutungskämpfen zwischen Lobpreis und Verdammung gibt. Wie viel „confessio“ steckt in der 68er Bewegung und wie wirkt sich dies bis heute auf die Haltung von Verteidigern, Kritikern und „Konvertiten“ aus? Gab es Wechselwirkungen zwischen den politischen Bekenntnissen und den christlich-konfessionellen? Gibt es neben der vielzitierten Bedeutung des „protestantischen Pfarrhauses“ für manche Protagonisten auch ein „katholisches 68“?
Prof. Dr. Clemens Albrecht, geb. 1959, hat den Lehrstuhl für Kultursoziologie am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn inne. Er ist dort auch Direktor des Käte Hamburger Kollegs „Recht als Kultur“. In seinen Publikationen befasst er sich u.a. mit der bürgerlichen Kultur und den Avantgarden sowie mit den politisch-kulturellen Selbstdeutungen und geistigen Strömungen der bundesrepublikanischen Gesellschaft, insbesondere der Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule.
Prof. Dr. Otto Kallscheuer, geb. 1950, ist Politikwissenschaftler und Philosoph. Er war zunächst Assistent am OSI der FU Berlin und Lektor beim Rotbuch-Verlag; nach seiner Habilitation lehrte und forschte u.a. an der FU Berlin, dem Instituto Universitario Orientale in Neapel und am Institute for Advanced Study in Princeton. Zu seinen Publikationen gehören Studien zur Religionspolitik in Deutschland und Europa, zu den Transformationen der Demokratie und zur Programmatik der linken Bewegungen und der GRÜNEN.