Wirtschaftsethisches Frühstück

Neben der Ungleichheit der Einkommen, die im Einkommenssteuersystem und teilweise in den Sozialversicherungen (in umstrittenem Ausmaß) adressiert wird, ist die Zunahme der Ungleichheit der Vermögen drastischer. Sie ist durch die geldpolitische Vermögenspreisinflation bei Kapitalanlagen und Immobilien jüngst noch deutlich befeuert worden. Das Versprechen der Chancengerechtigkeit und die Stabilität der liberalen Demokratien sind gefährdet. Bereits die Ursachen sind heterogen: Defizite des Bildungssystems und Integrationsversagen, Heirat innerhalb der gleichen sozialen Schicht, die Besteuerungsform verschiedener Vermögensklassen, die Unmöglichkeit relevanter Sparquoten in Niedriglohnhaushalten und andere Gründe reproduzieren und verfestigen sich. Worauf sollten Maßnahmen für eine bessere Vermögensausstattung der vermögensarmen bzw. verschuldeten Haushalte zielen? Welche Instrumente wirken langfristig sozial integrativ und wirtschaftlich produktiv? Ist ein „Grunderbe“, also eine konditionierte Ausstattung eines jeden mit einem Startkapital etwa bei Volljährigkeit, zielführend?

Prof. Dr. Marcel Fratzscher ist Wissenschaftler, Autor und Kolumnist zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist u.a. Mitglied des High-level Advisory Board der Vereinten Nationen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs), Mitglied des Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums und Mitglied des Kuratoriums der Hertie School of Governance. Veröffentlichungen u.a.: „Geld oder Leben – Wie unser irrationales Verhältnis zum Geld unsere Gesellschaft spaltet“; „Verteilungskampf – Warum Deutschland immer ungleicher wird“.