Wer hat Angst vor der Evolution?

Seit dem Streit um Galileo Galilei werden Religion und Naturwissenschaften in Europa als feindliche Mächte inszeniert. Die Beschreibung des Lebendigen als bloß kausalem Prozess durch Charles Darwins Evolutionstheorie hat diese Kluft noch vertieft. Welt und Natur gelten seitdem endgültig als entzaubert. Welchen Status besitzen aber menschliche Fragen nach Sinn, Wert oder Gott in einer von Naturwissenschaften dominierten Kultur?

Die Naturwissenschaften selbst entdecken heute solche Fragen als Herausforderungen ihrer Forschung und wenden sich mit neuem Interesse dem Glauben als Phänomen menschlicher Lebenswirklichkeit und als Faktor im Evolutionsprozess zu. Umgekehrt entstehen aber auch für die Religionen Fragen aus dem Gespräch mit den Naturwissenschaften, die sie nicht ignorieren können:

Wie wirkt Gott in einer Welt, die offensichtlich durch Naturgesetze bestimmt ist? Lässt sich die Rede von Menschen als „Krone der Schöpfung“ aufrechterhalten, wenn die Evolution keine besondere Unterscheidung zwischen tierischem und menschlichem Leben ausmachen kann? Und nicht zuletzt: Wie kann man mit den modernen Naturwissenschaften das Bild eines Gottes aufrechterhalten, der jedem einzelnen Menschen persönlich zugewandt ist?

Umgekehrt stehen auch die Naturwissenschaften vor Fragen, die sie selbst nicht beantworten können – zum Beispiel die Frage danach, warum es das Universum gibt – oder warum es genau auf diese Weise geordnet ist. Dr. Katharina Peetz (Universität des Saarlandes) zeigt auf, dass Naturwissenschaften und Religionen miteinander in einen konstruktiven Dialog treten können.

Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sind eingeladen, nach ihrem Vortrag diesen Fragen systematisch nachzugehen und in der Diskussion miteinander für die eigene Haltung fruchtbar zu machen.

Dr. Katharina Peetz wurde 2012 mit einer Arbeit über den Dawkins-Diskurs in Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften promoviert. Zurzeit forscht sie für die Universität des Saarlandes in Ruanda als Theologin über „Gelebte Theologie im Friedens- und Versöhnungsprozess Ruandas“.