Erneut versammelt die Katholische Akademie in Berlin einen Kreis renommierter Vertreter unterschiedlichster Disziplinen, um aus der Perspektive eines sentire cum ecclesia den religiösen, sozialen und politischen Verschiebungen unserer Gegenwart nachzudenken. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Hans Joas bietet der Studientag „Katholische Intellektualität“ ein Forum, um den Austausch und die Vernetzung katholischer Stimmen zu intensivieren.
Die politischen Krisen und Umbrüche des vergangenen Jahres haben schmerzhaft vor Augen geführt, dass Europa ein fragiles Gebäude ist. Brexit, Flüchtlingskrise, Finanzkrise und das neue Erstarken populistischer wie nationalistischer Politik machen deutlich, dass der europäische Einigungsprozess weder selbstverständlich noch unumkehrbar ist. Unter dem Titel „Territorialität, Recht, Staat und Religion“ will der Studientag in dieser Situation eine Gelegenheit zur Selbstverständigung schaffen und fragt nach der möglichen Gestalt eines katholischen Beitrags zum Selbstverständnis Europas und seiner gegenwärtigen demokratischen Kultur.
Die Verleihung des Karlspreises an Papst Franziskus erinnerte dabei prominent daran, dass die europäische Einigung ohne das leidenschaftliche Engagement von Christen kaum zu denken ist. Das Desiderat und die Kraft eines katholischen Nachdenkens über Europa illustrieren jedoch nicht allein päpstliche Reden. Gerade die historisch bedeutende Rolle von katholischen Akteuren für das friedliche Zusammenwachsen des Kontinents nach 1945 ist ein Erbe, das verpflichtet. Die Ausgangslage ist heute eine andere. Statt in Erinnerungen zu schwelgen, gilt es, die Lebendigkeit und das Potenzial eines katholischen Blicks auf Europa zu erkunden.