Über (das Recht auf) Suizid und assistierte Sterbehilfe wird auch in Deutschland leidenschaftlich diskutiert – nicht erst, seit das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 das Verbot organisierter Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärte und das Recht auf selbstbestimmtes Sterben betonte.
Jean-Pierre Wils verneint diese Autonomie nicht, sieht die herrschende Dominanz einer Ethik der Freiheit aber kritisch: Könnte das Recht auf selbstbestimmtes Sterben nicht auch den Druck erhöhen, die vermeintlich vernünftige Entscheidung für den Suizid zu treffen, wenn unsere Erwartungen an uns selbst und das Leben, wenn Selbstoptimierung und Verwertbarkeit an ihre Grenzen kommen?
Wils plädiert eindringlich dafür, die Debatte in einem größeren Kontext zu führen, und bietet dafür auf der Basis seines profunden historischen Wissens Orientierung an. Seine These: Erst wenn wir wieder unsere Endlichkeit akzeptieren und sie der kulturellen Verdrängung und Amnesie entreißen, können wir zu einer angemessenen Diskussion über die Sterbehilfe kommen und eine zeitgemäße Politik des Sterbens entwickeln.
In seinem Geleitwort stellt Herbert Prantl das Buch von Jean-Pierre Wils in den Kontext der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 und schreibt:
„Aber: das höchste Gericht war bei seinem Sterbehilfe-Urteil zu giftbecherfixiert. Es hat dem Sterberecht zu viel und dem Lebensrecht zu wenig Raum gegeben. Das Gericht ist von einem klinisch-reinen, einem quasi-heiligen Sterbewillen ausgegangen. Es sind Vereinfachungen, die Jean-Pierre Wils in diesem Buch anschaulich beschreibt.“
Jean-Pierre Wils ist Theologe, Philosoph und Professor für Philosophische Ethik und Kulturphilosophie. Er lehrt an der Radboud-Universität Nijmegen.
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