Veranstaltungsarchiv

Scharia-Debatten in Afrika – ein Ländervergleich

Termin: 07.11.2018
Beginn: 19:00 Uhr
Ort: Katholische Akademie in Berlin, Hannoversche Str. 5, 10115 Berlin
In vielen Ländern Afrikas mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil werden Debatten über den politischen und gesellschaftlichen Stellenwert des islamischen Rechts geführt.

Dieser Vortrag greift einige auf und vermittelt Inhalt und Vielfalt dieser Debatten.

Seit einigen Jahrzehnten ist nahezu weltweit eine Zunahme der Bedeutung von Religionen in der Öffentlichkeit zu beobachten. In zahlreichen Ländern Afrikas mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil manifestiert sich dieses Phänomen in erster Linie durch Forderungen von Seiten der Muslime, islamischen Symbolen in politischen und auch in zivilgesellschaftlichen Bereichen einen höheren Stellenwert zuzuweisen. Diese öffentliche Aufwertung religiöser Symbole erfolgt in Bereichen, in denen bislang „westliche“ Werte und Normen vorherrschend waren. So spielt bei diesen Debatten insbesondere die Ausdehnung der Geltungsbereiche oder eine wie auch immer gestaltete Wiedereinführung des islamischen Rechts, der Scharia, eine große Rolle. So wenig es einen einheitlichen „Islam in Afrika“ gibt, so wenig gibt es homogene Debatten über den ersehnten künftigen Stellenwert der Scharia in afrikanischen Ländern. Gründe für diese Vielfalt liegen einerseits an den politischen Rahmenbedingungen, die in den betroffenen Ländern vorherrschen, andererseits spielt auch der muslimische Bevölkerungsanteil eine Rolle. Aber auch regionale Ausformungen religiöser Traditionen haben Anteil am Verlauf dieser Debatten.

In seinem Vortrag wird Dr. Kogelmann drei Beispiele aus Subsahara-Afrika beleuchten: In Nigeria hat sich nach dem Übergang von einer Militärdiktatur zur Demokratie im Jahr 1999 eine Wiedereinführung des islamischen Rechts in weiten Landesteilen vollzogen. In Kenia haben im Jahr 2005 hitzige Diskussionen über den künftigen Stellenwert der Scharia in einer neuen Verfassung des Landes stattgefunden und in Südafrika debattiert seit vielen Jahren die muslimische Minderheit über den Stellenwert des islamischen Rechts im öffentlichen Leben.

Dr. Franz Kogelmann ist Islamwissenschaftler und wissenschaftlicher Koordinator des Instituts für Afrikastudien der Universität Bayreuth. Seit 1988 hat er eigene Forschungen in Ägypten, Marokko, Nigeria und Südafrika durchgeführt. Er hat zudem eine Reihe von Forschungsprojekten zur Reimplementierung des islamischen Rechts in Nigeria, Kenia, Tansania und Sudan geleitet. Im Rahmen der Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS) hat er eine Reihe von Dissertationen im Bereich Islam in Afrika betreut und war federführend an der Einführung eines Master-Studiengangs in Afrikastudien an der Universität Sousse in Tunesien beteiligt.

Bilder: © Straßenschild in Nigeria, F. Kogelmann / © Moscheebild, Prof. Dr. R. Seesemann

Referenten
Gastreferenten
Dr. Franz Kogelmann, Bayreuth
Verantwortlich
Thomas Würtz