Seit dem Sommer 2015 schwelt in Deutschland und Europa ein Streit um den angemessenen Umgang mit Flüchtlingen. Politische Debatten sind seitdem von einer außerordentlich emotionalen Aufladung geprägt, die oft nur die Polarisierung und Zersplitterung des öffentlichen Raums befördert.
In der Reclam-Reihe „Was bedeutet das alles?“ publizierte der Philosoph Konrad Ott ein hoch informatives Büchlein mit dem Titel „Zuwanderung und Moral“. Anhand der Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik bietet er einen Leitfaden zur Orientierung im Stimmengewirr der Diskussion über Flüchtlinge. Statt schriller Polemik und der Überbietung wechselseitiger Anklagen bemüht er sich damit um eine Kultivierung des Streits mit Gründen.
Der Abend widmet sich insbesondere der Rolle der Kirchen in dieser Auseinandersetzung. Kirchen haben das Recht und die Pflicht, sich zu moralischen Themen im säkularen Staat zu äußern. Indem sie das tun, sind sie ipso facto gehalten, ihre genuin religiösen und theologischen Prämissen zu explizieren. Indem sie dies tun, konstituieren sie zugleich Differenzen zu säkularen und agnostischen Mitbürgern. Diese Dialektik soll unter einer diskursethischen Perspektive anhand der Positionen der großen christlichen Religionsgemeinschaften in der Flucht- und Migrationspolitik entfaltet und am Musterbeispiel des Kirchenasyls erläutert werden. Als Gesprächspartner beteiligt sich an dem Abend der Theologe Christof Mandry.