Im Gespräch mit der Übersetzerin Claudia Hamm und dem Literaturwissenschaftler Andreas Keller bietet sich die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit den Verheißungen Künstlicher Intelligenz.
Von Pieter Bruegel dem Älteren gibt es ein ziemlich morbides, ziemlich bräunlich gehaltenes Gemälde, auf dem drei ziemlich aufgedunsene, dumpf blickende Männer unter einer Art Tischlein-deck-dich liegen. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass neben dem rechten Apathen ein zugeklapptes Buch und unbenutztes Papier liegen: Vielleicht sind beide überflüssig geworden. Der unförmige Sack in der Mitte ist ein Bauer auf seinem Dreschflegel, der dritte ein Soldat – gekämpft wird also auch nicht mehr. Entweder ist es nicht mehr nötig, oder ein anderer übernimmt das jetzt. So wie auch das Felder bestellen sowie das Schreiben und Lesen vielleicht ein anderer übernommen hat. Das Bild heißt „Schlaraffenland“.
Chatbots und Übersetzungssoftware versprechen inzwischen Texte auf Knopfdruck. Was aber macht Künstliche Intelligenz mit unserer Sprache? Welche Folgen hat es für uns selbst, für Literatur und Gesellschaft, wenn wir sie automatisieren? Und wie verändert sich die Welt, wenn wir Gedanken und Gefühle nicht mehr selbst verantworten, sondern über Plattformmonopole Wortwahrscheinlichkeiten errechnen lassen? Der Abend lädt ein zu einem Streifzug durch den Kosmos der Automatensprache – um zu vergegenwärtigen, warum menschliche Kreativität unersetzbar ist.