Frédéric Brenner ist ein international gepriesener Fotograf, der sich seit über vier Jahrzehnten mit Fragen der Sehnsucht, Zugehörigkeit und Ausgrenzung beschäftigt. Sein Hauptwerk „Diaspora, Homelands in Exile“ ist das Ergebnis einer 25-jährigen Suche in über 40 Ländern, um eine visuelle Aufzeichnung des jüdischen Volkes am Ende des 20. Jahrhunderts zu erstellen, eine Fallstudie über die conditio humana. Ursprünglich als Chronik verschwindender jüdischer Gemeinden gedacht, entwickelte sich das Projekt zu einer gründlichen Untersuchung der vielfältigen, widersprüchlichen Identitäten eines verstreuten Volkes.
Brenner initiierte ein internationales Fotoprojekt mit dem Titel „This Place“, in dessen Rahmen er elf andere Künstler einlud, gemeinsam mit ihm Israel und das Westjordanland als Ort und Metapher zu erforschen. Sein eigener Beitrag trägt den Titel „An Archeology of Fear and Desire“. Sein jüngster fotografischer Essay „Zerheilt. Healed to Pieces“ (Hatje-Cantz 2021) erkundet Berlin als ein weites Spektrum von Ausdrucksformen und Aufführungen des Jüdischseins. Anhand einer Reihe fragmentarischer Einblicke in diese Brutstätte der Paradoxie und Dissonanz reflektiert er widersprüchliche Erzählungen von Erlösung und beleuchtet eine allgegenwärtige Abwesenheit. Wie ein zerbrochener Spiegel bieten diese Bilder eine vielstimmige, manchmal bizarre und verstörende Reflexion einer Topografie der Verdrängung und Entfremdung, die weit über die Geschichte Berlins oder der Juden hinausgeht.