Veranstaltungsarchiv
Termin: 05.11.2012
Beginn: 20:00 Uhr
Ort: Katholische Akademie in Berlin, Hannoversche Str. 5, 10115 Berlin

Noch vor wenigen Jahren hätte eine Tagung, die Heimat zum Thema des
gemeinsamen Nachdenkens erhebt, weitreichendes Befremden ausgelöst: Wer
sich nicht in Vertriebenen-Verbänden
engagierte oder aber als Amateurhistoriker seine Umgebung unsicher
machte (Stichwort: „Heimatforscher“), führte die vermeintlich politisch
heikle Vokabel kaum im Mund – allzu sehr war „Heimat“ ein von der
deutschen Geschichte belasteter Begriff, schien auf befremdlichen
Nationalstolz zu verweisen bzw. die im Kleinbürgertum vermuteten
Abgründe eines regionalen Chauvinismus hochleben zu lassen. Ein glimmendes Beispiel dieses fragwürdigen Umgangs mit Heimat  ist auch die Art von “Volksmusik”, wie sie ARD und ZDF an Samstagabenden vorstellen.
In den
letzten Jahren aber hat sich die Lage merklich  geändert. Angesichts der
Herausforderungen, die europäische Integration, Globalisierung,
beschleunigte Individualisierung und die Erfahrung des Zusammenlebens
mit Menschen, die Migration erlebt haben, an die Zeitgenossen stellen,
muss man sich nicht wundern, dass die Frage nach Beheimatung die
gesellschaftliche Tabu-Zone wieder verlassen konnte. Zahlreiche Bücher erschienen in den letzten Jahren, Edgar Reitz’ Fernsehserie war ein großer Publikumserfolg und zuletzt gelingt den Machern von “Sound of Heimat” (im Kino seit 27.9.) nun selbst noch die Rehabilitation der Volksmusik.
Mit dem Regisseur von “Sound of Heimat”, Jan Tengeler, und der in Berlin lebenden österreichischen Autorin Hazel Rosenstrauch, die am 11. November den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik erhalten wird, versuchen wir zum Abschluss der Tagung “heimatkundig” in Sachen Umgang mit der eigenen Herkunft, mit Identität und Zugehörigkeit wieder “zu Wort” und zu kommen. Übungen im Sprechen über das, was uns beheimatet, was es bedeuten kann, sich zu Hause und Heimweh zu fühlen, eben hier – das wollen wir versuchen – und wenn es darüber hinaus, dem Weg von “Sound of Heimat” folgend, auch noch eine Gelegenheit gibt, gemeinsam  zu singen, sollte uns das recht sein.
(Martin Knechtges)

Referenten
Gastreferenten
Dr. Hazel Rosenstrauch, Autorin aus Berlin und Jan Tengeler, Regisseur aus Köln
Verantwortlich
Martin Knechtges