Wir haben wenig Zeit große Philosophen zu lesen, und im Zweifel verstehen wir sie nicht mal. Wir haben nicht die Zeit, über Gott und die Welt lange nachzusinnen, und wir haben nicht wirklich in die Tiefen geschaut, die unter der Oberfläche des uralten christlichen Glaubens liegen. Wir ahnen sie nur. Kennen vielleicht ein paar, wüssten gerne mehr.
In den Tauchgängen sprechen Theologinnen und Theologen, Philosophinnen, Dichter und Künstler über einzelne Aspekte im Glauben, die sie besonders groß oder schön finden, die sie besonders berührt haben – mal war das ein Film, eine Musik, ein philosophisches Problem. Sie werden es uns erklären, so dass wir es auch verstehen, helfen uns, etwas tiefer zu schauen und wir müssen nichts anderes tun, als: im Sessel sitzen – Bierchen in der Hand – und zuhören.
„…nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – am stärksten unter ihnen aber ist die Liebe.“ So heißt es im Brief an die Korinther, der sehr gerne an Hochzeiten vorgelesen wird. Glaube, Hoffnung und Liebe sind aber beileibe nicht nur in der Bibel oder an Hochzeiten und schon gar nicht nur in der Kirche zu finden – vielleicht sogar eher im Gegenteil. Peter Jörgensen nimmt uns mit auf einen virtuellen Spaziergang durch den Wedding: außerhalb von Kirchenmauern, auf Straßen und Plätze, in Höfe und Parkanlagen. Dort, in der Müllerstraße, wo die Arbeitslosigkeit hoch und die Aufstiegschancen klein sind, ist Jörgensen seit 17 Jahren Pastor. Glaube, Hoffnung und Liebe zeigen sich für ihn nicht im Kirchgang, sondern ganz anders: Wo Menschen jeden Morgen die Kraft aufbringen, sich ihrer Welt mit all ihren Pflichten und Widrigkeiten zu stellen, wo sie mit Minijobs ihre Kinder versorgen oder kranke Angehörige pflegen. Er zeigt uns, wie er am Kanal, an der Panke oder am Plötzensee, in den Wohnhäusern, Büro- und Fabrikgebäuden auf Glauben, Hoffnung und Liebe in den unterschiedlichsten Formen traf als etwas, was schon längst da ist und zum Wesen der Menschen gehört. Sie werden dort – weddingtypisch – nicht auf Hochglanz poliert, kommen manchmal schnoddrig daher und erschließen sich manchmal erst auf den zweiten oder dritten Blick. Im zweiten Tauchgang 2020 weitet Peter Jörgensen in einer kleinen Geschichte von Begegnungen mit Menschen den Blick auf das, was schon längst da ist und sich schenken will.
Peter Jörgensen ist seit 2003 Pastor einer kleinen, sozialdiakonisch und missionarisch profilierten Baptistenkirche in Berlin Wedding. Zuvor war er im norddeutschen Jugendwerk der Baptisten und Vorstand im sozial-diakonischen JesusCenter in St. Pauli (Hamburg). 2007 wurde der Theologe Jörgensen außerdem der Beauftragte der Vereinigung Evangelischer Freikirchen am Sitz der Bundesregierung. In 2019 hat er die 10. Weltversammlung von Religions for Peace, die im August in Lindau stattfand, mit vorbereitet.