Welche Nachbilder es auch sein mögen, die uns durch den Kopf gehen nach einem Theaterbesuch, stets sind sie aufgespannt zwischen dem gerade Erlebten und dem, was wir ins Theater mitgebracht haben an Erinnerungen und Vorstellungen. So ist der persönliche Eindruck zuletzt immer auch ein biographischer, kultureller und weltanschaulicher Ausdruck.
Das Gespräch nach der Vorstellung lädt deshalb nicht ein zu einer theatertheoretischen Debatte, sucht nicht den Austausch der Meinungen. Vielmehr wollen wir anlässlich des im Theatersaal Erlebten über die eigenen Vorstellungsbilder ins Gespräch kommen, und über deren Horizont in Religion und Weltanschauung.
Im Falle von “Joseph und seine Brüder” bedeutet das etwa: Wie verhalten sich Familiengeschichte und Biographie zueinander? Lässt sich der Segen des Vaters nicht verdienen? Und ist gut, wenn wir über unsere eigene Geschichte letztlich nicht verfügen?
In der Ankündigung des Deutschen Theaters heißt es zu dieser Inszenierung, die am 5. April 2012 Premiere hatte:
“Joseph ist der Lieblingssohn seines Vaters Jaakob, dessen Segen ihm sicher scheint, sehr zum Neid seiner Brüder. Sie erschlagen ihn und werfen ihn in einen Brunnen – so stirbt Joseph seinen ersten Tod. Doch fahrende Händler finden ihn und verkaufen ihn in Ägypten als Sklaven an Potiphar, einen der Eunuchen-Günstlinge des Pharaos. Im Hause Potiphars steigt Joseph schnell auf, weckt aber auch die Liebe von Potiphars Gemahlin, deren Leidenschaft für Joseph bald keine Grenzen mehr kennt. Als sich Joseph ihr im letzten Moment entzieht, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Joseph wird ins Gefängnis geworfen und stirbt seinen zweiten Tod. Es ist seine Fähigkeit der Traumdeutung, die ihn aus dem Kerkerdunkel befreit. Er deutet die Träume des Pharaos und wird schließlich zum Ernährer und Wirtschafter Ägyptens. Endlich ist seine Stellung in der Welt so gefestigt, dass er sich seinen Brüdern und seinem Vater zu erkennen gibt, die Seinen zu sich holen kann. Doch er muss auch erkennen, dass er auf seinem Weg ein anderer geworden ist, ein Fremder. Und der Segen seines Vaters bleibt ihm verwehrt.
Thomas Mann hat mit seinem vierbändigen Joseph-Roman einen biblischen Mythos erzählerisch erschlossen, den John von Düffel in seiner Bearbeitung für die Bühne verdichtet hat. Alize Zandwijk, Leiterin des RO Theaters in Rotterdam, inszeniert zum ersten Mal in Berlin.”
Das Gespräch nach der Vorstellung: “Joseph und seine Brüder” findet im Anschluss an die Aufführung im Deutschen Theaters statt, Vorstellungsbeginn ist 19:30 Uhr. Eine eigene Anmeldung hierzu ist nicht erforderlich.
Karten für die Vorstellung “Joseph und seine Brüder” können Sie im Vorverkauf (empfohlen) oder aber an der Tageskasse im Foyer des Deutschen Theaters erwerben.
Montag bis Samstag:
11.00 – 18.30 Uhr, Sonn- und Feiertage: 15.00 – 18.30 Uhr, Telefon: 030.28 441-225