Das Land, welches die für Muslime heiligen Stätten Mekka und Medina beherbergt, verändert sich unter dem neuen Kronprinzen Mohammed bin Salman rasant. Das erscheint auch notwendig, denn die Regionalmacht am Golf steht vor großen Herausforderungen: Einer immensen Abhängigkeit vom Öl, einem ineffizienten Beamtenapparat, einer hohen Jugendarbeitslosigkeit und einem zunehmend kritischeren Beäugen seiner staatlich geförderten Theologie, dem Wahhabismus. Dazu kommen der Krieg im Jemen, den Saudi-Arabien einerseits militärisch befeuert und dessen Folgen es andererseits mit humanitärer Hilfe einzudämmen versucht.
Was bewegt sich gerade in diesem Land, das bislang keine Religionsfreiheit kennt, Frauen massiv benachteiligt, unzählige Oppositionelle inhaftiert und hinrichtet – und das u. a. für Deutschland dennoch als wichtiger Stabilitätsgarant gilt?
Sebastian Sons ist Islamwissenschaftler und Autor des Buches Auf Sand gebaut. Im Gespräch mit dem Auslandsredakteur „Die Welt“ Daniel-Dylan Böhmer wird er u. a. erklären, welche Rolle der Wahhabismus spielt und wie es überhaupt zu dessen starker Einflussnahme kommen konnte. Auch die ablehnende Haltung Saudi-Arabiens gegenüber den Schiiten und dem Land Iran (Iranoia), neue Ambitionen im Nicht-Öl-Sektor und der Kulturaustausch mit Deutschland sollen dabei zu Sprache kommen.
Saudische Politik und die Entwicklung des Landes beeinflusst auch uns. Wie verhalten wir uns dazu?