Überall und unaufhörlich ist die vereinigende Kraft der Liebe tätig: Sie bestimmt nicht nur die Haltung zu Gott, den Mitmenschen, sich selbst und der Schöpfung, sondern ist auch Schlüssel zum richtigen Verständnis der Bibel. Ja, sie bestimmt sogar, wer wir sind: Wie die Schwerkraft auf einen Körper, so wirkt die Liebe auf die Identität einer Person ein. „Liebe und tu, was Du willst“, verspricht uns Augustinus deshalb. Wer wahrhaftig liebt, kann nicht in die Irre gehen. Befreit vom Gesetz trägt er den Maßstab für richtiges Handeln schon in sich. Und nicht nur das: Wer wahrhaftig liebt, handelt nicht nur moralisch gut, sondern führt auch ein wahrhaft glückliches Leben.
So verheißungsvoll dieses Versprechen klingt − Augustinus‘ Liebestheorie ist nicht ohne Abgründe und hat immer wieder heftige Kritik hervorgerufen, unter anderem von der jungen Hannah Arendt.