Im jährlichen Rhythmus versammeln sich jeweils Ende Februar Studierende, Doktoranden und Postdoktoranden aus Deutschland und Europa an der Katholischen Akademie in Berlin, um aktuellen Fragen der Religionsphilosophie nachzudenken.
In Epochen krisenhafter Erschütterungen wird Platons politische Philosophie mit seinem zeitlosen Verständnis von Politik und menschlicher Natur immer wieder als orientierender Maßstab zur Rückbesinnung auf die grundlegenden Prinzipien der Ordnung des Staates und für das friedliche Zusammenleben der Menschen neu entdeckt. Einflussreiche Gestalten wie Leo Strauss oder Iris Murdoch sind nur zwei prominente Beispiele für ein Ringen mit den Problemen der Moderne in Auseinandersetzung mit dem platonischen politischen Denken als Quelle von Weisheit und Inspiration.
Eine besondere Rolle kommt dabei dem Brückenschlag zwischen politischem Denken und Religionsphilosophie zu. Mit der Idee des Guten als höchster Realität begegnet in Platons „Politeia“ die Tugendlehre als Herzstück seiner Staatslehre, die allein die Grundlage für ein gerechtes Leben und eine funktionierende Gesellschaft zu sichern vermag. Die Arbeit an den Tugenden als unverzichtbarer Bedingung für die Schaffung und Erhaltung eines gerechten Staates, der im Einklang mit einer höheren, göttlichen Ordnung steht, konfrontiert mit religionsphilosophischen Fragen nach Gemeinwohl, Unsterblichkeit der Seele oder Existenz einer göttlichen Welt.
Unter dem Titel „Das Gute und der Staat. Perspektiven nach Platon“ lädt das 19. Berliner Kolloquium Junge Religionsphilosophie zur Begegnung mit dem vielleicht einflussreichsten politischen Philosophen ein sowie zur Erkundung der religionsphilosophischen Implikationen und Anregungen seines Denkens.
Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig (Berlin) stellt im öffentlichen Teil des Kolloquiums ihre Thesen zu den religionsphilosophischen Anregungen von Platons politischem Denken vor und wird diese in einem anschließenden Podiumsgespräch mit uns diskutieren.