Hundesohn

„Baba sagt immer, bir lisan, bir insan. İki lisan, iki insan. Eine Sprache, ein Mensch. Zwei Sprachen, zwei Menschen. Das bedeutet, je mehr Sprachen du sprichst, desto größer ist die Welt, desto mehr bist du.“ (Ozan Zakariya Keskinkılıiç in Hundesohn)

Es sind sogar mehr als zwei Sprachen, die in Keskinkılıiçs Debütroman „Hundesohn“ vorkommen und die miteinander verwoben und verflochten und einander gegenübergestellt werden zu einem großartigen Roman. Der Ich-Erzähler ist – was selten so sympathisch und nahbar in der zeitgenössischen deutschen Literatur zu finden ist – ganz selbstverständlich gläubig, schwul und mit Kafka, Arabisch und Türkisch in Deutschland aufgewachsen.

Auf Türkisch und Arabisch wird er „einfach nicht älter“ als zwölf, weil es die Sprachen der Eltern und Großeltern sind – anders als in Englisch: „da bin ich ein linker Demonstrant auf dem Berkeley Campus“ und Französisch: „da bin ich ein arroganter Pariser Philosophie-Professor auf Arte“.

In den vielen Dimensionen von Sprache – dem Akt des Übersetzens, Rückübersetzens und Vergewisserns – wird erkundet, was es heißt zu lieben, zu begehren und zu vermissen: durch das Zählen von Leberflecken, Dates und den verbleibenden Tagen bis zum großen Wiedersehen.

Unverkrampft und schön beschreibt Keskinkılıiç wie Glaube, die Tradition der Eltern und Großeltern und das liebeshungrige Leben des Ich-Erzählers eine Einheit bilden – immer auf der Suche nach der eigenen Identität, zwischen Berlin, der Türkei, Dating-Apps und in Gesprächen mit seiner besten Freundin Pari.

Moderation: Dr. Katrin Visse und Larissa Gerg