Trauer um Prof. Dr. Udo Steinbach
4. Aug. 2025
Am Samstag, den 2. August ist der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Udo Steinbach überraschend verstorben.
„Poesie und Politik“ heißt die Reihe, die ich seit zwei Jahren mit ihm zusammen – auf seine Anregung hin – durchführe. Er hat mir selbst und vielen Zuhörerinnen damit einen weiteren Zugang geschenkt zum Nahen Osten und zu Teilen der islamischen Welt. Und schon seit viel mehr Jahren war er der Akademie (mit der Maecenata Stiftung und den Freunden des Zentrum Moderner Orient als Institutionen) geschätzter Freund, beratender Experte und zuverlässiger Partner.
Seinen Mut zum angstfreien Wort habe ich bewundert und als Moderatorin manchmal auch gefürchtet. Nicht nur menschlich, auch für die inhaltliche Debatte um die arabische Welt und den Islam ist sein Tod ein großer Verlust.
Prof. Steinbach, geboren 1942, war lange Direktor des Deutschen Orient Instituts und Gründungsdirektor des GIGA-Instituts für Nahoststudien. Er lehrte am Centrum für Nah- und Mitteloststudien an der Universität Marburg; später verantwortete er das MENA Study Centre bei der Maecenata-Stiftung.
2006 schrieb er: „… Ich glaube nicht, dass es Gott gibt. Und doch – es würde mir fehlen, nicht von ihm zu hören; von anderen, die an ihn glauben und dies in ihrem Leben bezeugen. Meine Profession bringt es mit sich, dass ich fast täglich mit solchen Menschen zu tun habe – die meisten von ihnen sind Muslime. Ihnen ist Gott eine ständig gelebte Gegenwart. (…) Es scheint uns unzeitgemäß, sich so unverstellt zu Gott zu bekennen; es erscheint uns vielleicht sogar beunruhigend, etwas so Wichtiges wie eine Verabredung oder die Ankunftszeit eines Zuges oder gar eines Flugzeuges dem Willen Gottes anvertraut zu wissen. Für mich, der ich damit umgehen kann, hat der Freimut des Bekenntnisses etwas Anrührendes. (…) da sind diejenigen, die ihr tägliches Handeln in das Licht Gottes stellen, den sie in ihrem Leben gegenwärtig wissen. Ich sehe in der Begegnung mit Frommen – Muslimen, Christen und anderen – eine Bereicherung und eine Chance, aus der Sackgasse des Völlig-ohne-Gott-Lebens herauszukommen. In diesem Sinne sagt mir „Gott“ viel – und sei es nur als Hoffnung, dem Menschlichen in unserer Gesellschaft mehr Raum zu haben.“
Möge seine Hoffnung Wirklichkeit werden.
Katrin Visse, Berlin im August 2025