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Akademie trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer

2. Apr 2024

Am Karfreitag, 29. März 2024, starb Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer. Er war einer der Gründer der Katholischen Akademie in Berlin.

Prof. Hans Joachim Meyer gehörte zu den Gründern der Katholischen Akademie in Berlin, die 1991 gemeinsam von den ostdeutschen Bischöfen und drei gewählten Laien des Gemeinsamen Aktionsausschusses katholischer Christen in der DDR gegründet und dann in gemeinsamer Trägerschaft verantwortet wurde.
Bei der ersten Tagung der Akademie am 27.10.1990 sagte Hans Joachim Meyer, Akademie sei „der Raum, in dem sich auf Entscheidungen gerichtete Kommunikation entfalten kann“ und betonte den notwendigen Dialog in der Kirche und der Gesellschaft. Am 30. Geburtstag der Akademie lobte er sie als ein „Ost-West-Unternehmen im besten Sinn des Wortes“. Er hat wesentlich an ihr mitgebaut und mitgewirkt – 26 Jahre als deren 2. Vorsitzender des Trägervereins.
Hans Joachim Meyer, 1936 in Rostock geboren, war geprägt vom christlichen Glauben in der Diaspora und von seinem vielfältigen Engagement in Kirche und Gesellschaft. Kirche lernte er von Kindheit an durch sein Elternhaus und der Pfarrgemeinde kennen. In der Studentengemeinde erhielt er viele Anregungen für sein Glaubensleben und für ein engagiertes Leben in Kirche und Gesellschaft.
Als Synodaler der Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR in den Jahren 1973-1975 in Dresden war er mit der Erneuerung der Kirche in einer sich wandelnden Welt befasst mit dem Ziel, die Aussagen und Forderungen des II. Vatikanischen Konzil für die Kirche in der DDR fruchtbar zu machen. Dies war ein sehr erfahrungsreicher Prozess sowohl in Bezug auf demokratische Meinungsbildung und Auseinandersetzung, wie auch auf kirchlicher Erkenntnisfähigkeit und Umsetzungsfähigkeit. Diese Erfahrung hat ihn für sein weiteres Wirken geprägt.
Eines der damaligen Anliegen der Pastoralsynode war die Einrichtung einer Studienstelle/Katholische Akademie in der DDR. Dieses Anliegen wurde durch die Akademikerseelsorge über Jahre weiter verfolgt und führte 1986 zur Einrichtung einer Studienstelle der Berliner Bischofskonferenz. Nach der Öffnung der Mauer bildete sich 1990 ein Initiativkreis für die Gründung einer Katholischen Akademie, deren Mitglied auch Hans Joachim Meyer war.
Hans Joachim Meyer wollte eine lebendige Kirche, auch in der Diaspora, mit einem aktiven Laienengagement. Er engagierte sich in der Gemeinde, auch als Diakonatshelfer in Gottesdiensten, im Dekanatsrat und über viele Jahre in der Konferenz der Dekanatsräte und in weiteren kirchlichen Gremien. In den Umbruchzeiten der DDR war er in der Katholischen Laieninitiative Potsdam engagiert und vertrat diese im Berliner Aktionsausschuss katholischer Christen und als einer der Berliner Vertreter im Gemeinsamen Aktionsausschuss katholischer Christen in der DDR, deren Vorsitzender er 1990 wurde und der ihn dann ins Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) wählte. Am Zentralen Runden Tisch der DDR brachte Hans Joachim Meyer eine Erklärung der katholischen Laien zur „Bildung“ ein. Als sich 1990 auch im Ostteil des Bistums Berlin ein Diözesanrat der Katholiken gründete, wurde Hans Joachim Meyer in den Vorstand gewählt.
In den Gremien des ZdK und als deren Präsident (1997-2009) wirkte Hans Joachim Meyer als eine Brücke zwischen Ost und West. Eine besondere Aufgabe und ein Herzensanliegen war der erste Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin, deren katholischer Präsident er war.
Sein berufliches Leben gehörte der Wissenschaft und der Bildung. Sein Studium (1959-1964) der Anglistik und Geschichte und der weiteren akademischen Entwicklung absolvierte er an der Humboldt-Universität. Sein gesellschaftliches und politisches Engagement hat viele Facetten. Dies zeigt sich an seiner Studienzeit an der Akademie für Staat und Recht (1955-1958), an seiner wiederholten bzw. unterbrochenen Mitgliedschaft in der CDU, an seinen Tätigkeiten als Minister für Wissenschaft und Bildung in freigewählten Regierung der DDR und als Wissenschaftsminister in Sachsen.
Hans Joachim Meyer sah das Leben als Aufgabe – die Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen – vor Gott und den Menschen, auch in Zeiten von Unübersichtlichkeiten. „Leben ist Tätigkeit und Bewegung, ist Lernen und Veränderung“, schrieb er. Dies hat er beherzigt und gelebt.
Hans Joachim Meyer wollte und hat in keiner „Schublade“ Platz genommen. Wir verdanken ihm sehr viel. Möge er nun seinen Platz finden im Ewigen, woran er geglaubt und darauf gehofft hat.

Bernd Streich, zweiter Vorsitzender des Katholische Akademie in Berlin e.V.